Ulrike Johannsen

 

 

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東西 Dongxi-Things


curated by Ulrike Johannsen
Ausstellung im Kunstverein Baden
22.5.–4.7.2010

 

 

Ulrike Johannsen

 

Ralo Mayer

I HAVE NO IDEA ABOUT THIS PLACE
BUT I‘M GOING TO PROMOTE IT
Chengdu / VR China
2008

 

 

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Blick in die Ausstellung

 

 

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Kerstin von Gabain

Exhibition Design (Spiral)
Mdf
30 x 120 x 140 cm
2010

 

 

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Johann Neumeister

Taoist Mirror
18 x 18 x 5 cm
Chinaware / cigarette butts / glue
2009

 

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Johann Neumeister

Bejing Twin Tower (East)
5.6 x 5.6 x 15.5 cm
2009

 

 

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Cathy Busby

Whatever I Like
Wall-text painting / catalogues
2007

 

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Evelyne Leblanc-Roberge

Hutong
Interactive animation
2008

 

 

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Chan Kok Hooi

The Smile
Acrylic on paper / 20cm x 16cm
2008

 

 

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Michael Yuen & Yam Lau

DICA, Donkey Museum of Contemporary Art
2008

 

 

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Ulrike Johannsen

Bu / No
Cosmopolitan magazin / cutted
2008

 

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Shen Yi Elsie

The Neon God
Still photography plus short film/animation 2’36’’
2008

 

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Elaine W. Ho / HomeShop

Cats have cats‘ way,
Dogs have dogs‘ way
Digital video / 25‘01“

2009

 

 

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Ma Yongfeng

The Swirl
Single channel video installation / projected
2002

 

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東西 Dongxi-Things

2008 und 2009 verbrachte ich mehrere Monate in Peking, da der österreichische Bund dort seit kurzem ein Auslandsatelier unterhält. Peking ist – nicht nur für die Kunst - zur Zeit  sicher einer der interessantesten Orte weltweit, besonders da man die Veränderungen dort  nahezu im Zeitraffertempo beobachten kann.

Der Titel ist „Dongxi“, bedeutet auf chinesisch „Ding“, „Sache“ und setzte sich aus den Schriftzeichen 東 Dong - Ost und 西 Xi - West zusammen.

In den Außenbezirken von Beijing sind Esel als Lasttiere ein üblicher und täglicher Anblick. So entwickelten der australische Künstler Michael Yuen, und der kanadische Künstler Yam Lau das DICADonkey Museum of Contemporary Art, das den Bewohnern der Gassen Beijings, den Hutongs, zeitgenössische Video-Kunst direkt vor die Haustür bringt.
Für die Performance in Baden baten Michael und Yam Architekten und KünstlerInnen um ihre Vision für einen Anbau oder Aufbau für das Museum, die nun hier auf den Screens auf dem Rücken des Esels zu sehen sein werden.

Im Straßenbild Bejings fallen einem die T-shirts der Jugendlichen auf. Sie sind mit lustig verdrehten und teilweise auch vollkommen sinnlosen englischen Texten bedruckt, die so oftmals neue Sinnzusammenhänge und ungewollt poetisches produzieren. Meistens können die TrägerInnen die Texte selbst gar nicht lesen.
Vergleichbar ist das mit den chinesischen Schriftzeichen auf europäischen Taschen, Handtüchern und Bettbezügen, die bei uns momentan populär sind.
Unlängst erzählte mir jemand, ein Freund habe sich die chinesischen Schriftzeichen für Luft: „qi“ und Wasser: „shui“ auf den Körper tätowieren lassen. Was er vorher nicht wusste: zusammen bilden die beiden Zeichen das Wort „qishui“, was ins deutsche übersetzt soviel heißt wie „Limonade“.
Die Kanadische Künstlerin Cathy Busby hat sich in der Arbeit „Whatever I Like“ mit diesem Phänomen beschäftigt, hat die Menschen auf der Strasse mit ihren T- Shirts fotografiert, anschließend die so gesammelten Sätze in eine Art Wandzeitung montiert und die Fotos in einem Buch dokumentiert.

Um Übersetzungsvorgänge geht es auch Ralo Meyer in seiner Arbeit.
Er hat in einer Intervention im öffentlichen Raum in der Millionenstadt Chengdu, in der der österreichische Bund ebenfalls ein Atelier betreibt, zu den allgegenwärtigen roten Transparenten eigene Banner hinzugefügt.
Der Titel der Arbeit heisst:
I HAVE NO IDEA ABOUT THIS PLACE BUT I’M GOING TO PROMOTE IT.
Der Titel kommentiert seine  Position als westlicher Künstler, der für drei Monate im Rahmen einer Residency in einem völlig unbekannten Kontext arbeitet.
Eines davon können wir hier vor dem Kunstverein sehen: es bedeutet übersetzt:
Art, invisible to westerners
Kunst, für Westler unsichtbar.

Elaine Wing Ho ist Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln.
Sie zog vor einigen Jahren nach Beijing und gründete in einem der Hutongs einen Offspace, den sie „Homeshop“ nennt.
In ihrem Video „Cats have cats‘ way, Dogs have dogs‘ way“ befragt Sie ihre Nachbarn und verschiedene Freunde und Bekannte, was ihnen zum Begriff „Cultural Exchange- Kulturaustausch“ einfällt und was sie davon halten. Das Ergebnis ist recht erstaunlich. Viel Vergnügen dabei!

In dem Trickfilm „Hutong“ der kanadischen Fotografin Evelyne Leblange-Roberge kann man sehen,wie es dort so zugeht. Man kann man sich mit der Maus seinen eigenen Weg durch den Hutong klicken.
Evelyne studierte ein Semester in Hongkong und machte abschließend eine lange Reise durch China.
Ihre feinen Animationsfilme entstehen aus Einzelfotos, die sie anschließend wieder zu Filmen zusammenmontiert.

Auch das Video der Fotografin Shen Yi, ist aus Einzelfotos zusammengesetzt.
In ihrem Video „Neongods“ zeigt sie junge Angestellte der allgegenwärtigen, unzähligen Dienstleistungsbetriebe in Beijing,
MasseurInnen, FriseurInnen, Köche oder VerkäuferInnen, die fast rund um die Uhr für ihre Kunden da sind, oftmals 7 Tage die Woche, schlecht bezahlt und trotzdem immer freundlich und hilfsbereit.
Der chinesische Titel des Videos lautet „Na Zha“. “Na Zha“ ist ein legendärer chinesischer Superheld, vergleichbar mit Superman.

Von Chan Kok Hooi habe ich gelernt, dass chinesisch sein nicht unbedingt mit dem Besitz der Staatsbürgerschaft zu tun hat.
Er ist dem Pass nach Malaysier, versteht sich aber im kulturellen Sinn als Chinese. Er bereist seit einigen Jahren immer wieder die Volksrepublik, um seine Wurzeln besser zu verstehen.
2006 begann er die Serie „Old Photographs“, alte Fotografien, von der wir hier zwei Arbeiten sehen können „The Smile“ .
Ronald McDonald – der Werbeträger der bekannten Burgerkette -  ist hier in eine Rolle der traditionellen Pekingoper geschlüpft.

Kerstin von Gabain hat sich in ihrer Arbeit „Exibition Design (Spiral)“ mit dem Begriff der Chinoiserie und mit  Ausstellungsarchitektur an sich beschäftigt.
Ausgehend von verschiedenen in Beijing gesammelten, gefundenen und erworbenen Objekten entstehen Installationen, die sowohl auf das Gefundene verweisen als auch einen aus westlicher Sicht projizierten „chinesischen“ Präsentationsstil imitieren.
Die Arbeit wird gemeinsam mit den Arbeiten von Johann Neumeister: „Bejing Twin Tower East und Taoist Mirror prästentiert.
Johann hat  die Zigarettenstummel, die sich im Laufe seines 4-wöchigen Aufenthalts angesammelt haben zu den Skulpturen verarbeitet. Als Trägermaterial dient chinesisches Porzellan. Er verwendete dafür die bei Touristen sehr beliebten Marke Zhongnanhai. Zhongnanhai ist nicht nur der Name dieser Marke, sondern auch der des an die Verbotene Stadt angrenzenen Gebäudekomplexes, der auch das Hauptquartier der kommunistischen Partei beherbergt.

Ulrike Johannsen